Die letzten Fotos von Manto, zwei Tage vor seiner "großen Reise": (2)
Foto vom 29.September 2002

Hi Rainer,
habe gerade in der Homepage gelesen dass Manto "auf große Reise" gegangen ist. Tut mir ehrlich leid. Du wirst bestimmt viele schöne Jahre mit ihm verbracht haben und ihn immer als etwas besonderes in Erinnerung behalten.
 Irgendwann wird es auch meinen alten "Traumus" (inzwischen 27 Jahre und noch regelmäßig unter dem Sattel) treffen. Auch er wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.

Viele Grüße Gaby

Hallo Gaby,
am Samstag vorletzter Woche bin ich noch ausgeritten. Der "Alte" benahm sich wie eh und jeh: Auf dem Weg weg vom Hof zäh, dann auf dem Weg zurück hatte er wieder den Turbo eingeschaltet. Ich musste wieder kräftig an ihm herumerziehen. 
Dann ging's zur Weide. Alles war normal. Nur er lahmte etwas.
Am Sonntag dann (ich war in Schenkenhorst bei der Futurity), wollte er sich überhaupt nicht bewegen. Er latschte ohne Führstrick hinter den beiden Stuten, mit denen er zusammenstand, die Dorfstraße hinunter zur Weide. Dort mapfte er zwar den ganzen Tag, aber der Schwung war weg. Abends fraß er dann fast nichts. 
Nichts wollte ihm schmecken. Keine Gerste, kein Mix-Futter, kein Apfelmuß. Nicht einmal Zucker wollte er nehmen. 
Wir ließen sein Blut untersuchen und es wurde festgestellt, dass er ganz miese Blutwerte hatte, hervorgerufen durch einen Leberschaden, mit dem er schon einmal zu tun hatte.
In den folgenden Tagen nahm er praktisch kein Kraftfutter zu sich. Selbst  eingeweichte Heucobs nicht. Auch keine Bananen. Nur Heu und etwas Brot.
Zischenzeitlich stellte sich eine akute Gelbsucht ein, die so deutlich war,  dass wir sie selbst diagnostizieren konnten. 
Manchmal hatte er Ausfallerscheinungen. Er schien nicht zu wissen, was um ihn herum passiert. Es begannen, seine Gelenke zu schmerzen, denn die nicht abgebauten Giftstoffe setzten sich dort ab.
Es wurde eine weitere Blutuntersuchung gemacht, die eine Verschlechterung der Werte innerhalb einer Woche bestätigte. Martin Grell (unser Tierarzt) war davon überzeugt, dass, selbst wenn wir einen Blutaustausch machen würden, sich früher oder später der selbe Zustand einstellen würde. 
Da er auch mit den Zähnen Probleme hatte (er hatte schon welche verloren), riet uns Martin, ihm, dem "Alten",  die "Entscheidung" abzunehmen, denn den Winter würde er sowieso nicht überstehen.
Am Dienstag, 1.10.2002, war es soweit. Ich konnte nicht dabei sein, denn ich war bei einer Vorstandssitzung. Vielleicht gut so.
Sam, Ellen, Andreas, Manja (ehemalige Reitbeteilung) mit Freund Helge und Silke (Reitbeteiligung) begleiteten Manto auf seinem letzten Weg. Er konnte kaum noch laufen. Auf unserem Paddock hinter dem gepachteten Stall erhielt er zunächst eine Betäubungsspritze, deren Wirkung unmittelbar einsetzte. Er sank sanft zu Boden. Dann die "Erlösung". Es dauerte nicht einmal eine Minute und alles war vorbei. Ein Zeichen dafür, dass das Herz mittlerweile auch schon in Mitleidenschaft gezogen war. 

Als ich gegen 23:30 wieder zu Hause war, konnte ich mich von ihm noch 
verabschieden. Friedlich, es schien als würde er fest schlafen, lag er da. Er war noch ganz warm.
Ich denke, es war ein würdevoller Abgang.

Wie oft habe ich mich über Manto geärgert. Und wie oft aber auch gefreut! Er fehlt mir sehr und wenn ich an ihn denke, bekomme ich immer noch einen Kloß im Hals.

Irgendwann wird auch dich und Traumus dieses Schicksal ereilen. Ich wünsche dir und ihm, dass er sich nicht lange quälen muss. Am schönsten wäre es, wenn er sich irgendwann auf der Weide niederlegt und nicht mehr aufwacht. So hatte ich es mir für Manto jedenfalls gewünscht.

Ich werde Manto immer in Erinnerung behalten. Das ist wohl normal, beim ersten Pferd, das immer etwas Besonderes ist.

Gruß Rainer Giese

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